Was bedeutet Ikigai?
Der Begriff Ikigai setzt sich aus den beiden Wörtern iki – Leben/Existzenz und gai – Grund/Zweck zusammen. Zusammengesetzt steht Ikigai somit für das Konzept von etwas, wofür es sich zu leben lohnt bzw. den Grund des Lebens. Mit diesem Hintergrund definieren einige Ikigai als die Kunst jung zu bleiben.
Just possibly, ikigai makes a Peter Pan of all of us. And that is not necessarily a bad thing. Let us all be twelve years old! Youthfulness of mind is important in ikigai, but so is commitment and passion, however seemingly insignificant your goal.Ken Mogi
Aus der westlichen Brille vereinfacht betrachtet, befindet man sich in seinem Ikigai, wenn man folgende vier Fragen positiv beantworten kann:
- Was mache ich gerne?
- Was kann ich gut?
- Wofür kann ich bezahlt werden?
- Welchen Beitrag kann ich für die Welt leisten?

Die 5 Säulen des Ikigai
Ken Mogi, ein japanischer Neurowissenschaftler und Autor, verdanken wir die Definition der sogenannten 5 Säulen des Ikigai, die für ihn die Grundlagen dieses Lebenskonzeptes darstellen:
- Klein anfangen
- Sich selbst akzeptieren
- Harmonie & Nachhaltigkeit
- Die Freude an kleinen Dingen
- Im Hier und Jetzt sein
1. Klein anfangen
Wenn man ein Kind ist, hat man nicht die Möglichkeit groß anzufangen. Was auch immer man tut, es ist für die Welt von geringer Bedeutung. Aufgeschlossenheit und Neugierde füllen das Kindsein. Als Erwachsene hingegen neigen wir oft dazu unsere Ziele von Anfang an zu groß zu definieren… eine „Alles oder Nichts-Mentalität“ bedeckt das Erwachsensein. Wenn wir dann nicht sofort das bekommen, was wir erwartet haben, scheint unser Ziel vermeintlich nicht lohnenswert und wir geben es auf.
Die 1. Säule des Ikigai – Klein anfangen zielt genau darauf ab: Wir sollen wieder erkennen, dass es normal und richtig ist, mit kleinen Dingen anzufangen, auch wenn wir vielleicht zunächst keine Ergebnisse erzielen. Die Lorbeere besteht darin, etwas für uns selbst zu tun – die soziale Anerkennung durch Andere ist nur ein Bonus.
2. Sich selbst akzeptieren
Um glücklich zu sein, muss man sich selbst akzeptieren. Sich selbst zu akzeptieren, gilt als eine der schwierigsten und wichtigsten Aufgaben unseres Lebens. Mauern, die man zum Erreichen der Selbstakzeptanz erklimmen muss, können in ihrer Anzahl und Art mannigfaltig sein – Mauern der Vergangenheit, Mauern der Ängste, Mauern der Stereotypen oder Mauern der Gesellschaft sind nur einige Beispiele. Die Kunst besteht darin, dass jeder auf seinem eigenen individuellen Weg Frieden mit sich selbst findet – es gibt dafür keine Blaupause. Wenn man das erreicht, hat dies paradoxerweise oft zur Folge, dass man sich selbst vergisst.. vor allem dann, wenn wir ein illusorisches Selbstkonzept im Kopf haben, welches wir für wünschenswert halten und anstreben wollen.
3. Harmonie & Nachhaltigkeit
Auf individueller Ebene dient Ikigai als Motivationsbasis und unterstützt den Menschen dabei morgens bereitwillig aufzustehen, um die Aufgaben des Tages mit dem richtigen Geist anzugehen. Neben dem muss man nach dem japanischen Verständnis der Nachhaltigkeit auch auf andere Menschen Rücksicht nehmen und sich der Auswirkungen seines Handelns auf die Gesellschaft insgesamt bewusst sein. Ein Beispiel dafür ist die zurückhaltende Gesprächshaltung der Japaner. Die Japaner sind dafür bekannt, nicht offen zu sprechen und um jeden Preis an ihrem Standpunkt festzuhalten. Denn: Wenn wir mit Anderen sprechen und bestimmte Positionen einnehmen, entfremden wir zwangsläufig einige von ihnen. So nimmt die japanische kaiserliche Familie (die älteste Monarchie der Welt) niemals eine politische Position ein. Für einen Japaner überwiegt also nicht das gute, kurz anhaltende Gefühl, welches beim Teilen der eigenen Meinung ensteht, sondern die Harmonie & Nachhaltigkeit durch das Innehalten des eigenen Standpunkts.
Wenn wir bei jeder Begegnung mit einem Menschen wirklich versuchen ihm zu begegnen, anstatt uns von unseren egoistischen Bedürfnissen einnehmen zu lassen, dann würde dies Harmonie und Nachhaltigkeit schaffen. Man kann hier auch von „Transpersonaler Psychologie“ oder „Selbsttranzendenz“ sprechen.
4. Die Freude an kleinen Dingen
Das Ziel der Ikigai-Philosophie ist es kleine Handlungen in angenehme und lohnende Erfahrungen zu verwandeln. Entscheidend sind die ersten Stunden des Tages (Morgenstunde hat Gold im Mund). Ikigai basiert auf den kleinen Dingen im Leben, auf den einfachen, wesentlichen Dingen, die unser tägliches Leben ausfüllen und es zufriedenstellend machen. Es ist ein umfassendes und integratives Konzept, das darauf abzielt, Leben und Arbeit miteinander in Einklang zu bringen, von dem jeder von uns permanent profitiert darf.
5. Im Hier und Jetzt sein
Ein weiser Mann sagte mal „Ich bin das, was ich denke, dass du denkst, dass ich bin“. Nur zu oft leben wir unser Leben nach den Richtlinien und Paradigmen der Menschen in unserem Umfeld. Dabei bietet das eigentliche Tun mehr als genug Freude, um unser Leben zu erfüllen. Es gilt diese Tätigkeiten achtsam und mit möglichst voller Präsenz zu tun und dabei weder von der eigenen Gedankenwelt noch von der Präsenz anderer abgelenkt zu werden. Es geht darum in der Gegenwart, im Hier und Jetzt zu sein. Am besten machen es uns die Kinder vor, die unschuldig und mit Leichtigkeit in der Gegenwart leben, weil sie weder ein gestern noch ein morgen kennen. Mit dieser Säule des Ikigai wird die essentielle Beziehung zu unserem inneren Kind betont (Stichwort „inneres Kind“ und „innerer Erwachsener“).
Fun Fact
Auf der japanischen Insel Okinawa leben die meisten Hundertjährigen der Welt. Die durchschnittliche Lebenserwartung auf Okinawa beträgt für Frauen 86 Jahre und für Männer 80.

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